Monandor by Ina Linger

Monandor by Ina Linger

Autor:Ina Linger
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: tolino
veröffentlicht: 2017-04-02T16:00:00+00:00


Geständnis

„Zumindest ist sie nicht gebrochen“, stellte Hetha laut fest. Ihre Finger waren gerade noch tastend über Jaros Nase geglitten, während er tapfer stillgehalten hatte. Nur sein Gesicht hatte minimal gezuckt.

„Das ist wohl der Vorteil eines nicht sehr ausgeprägten Nasenbeins“, merkte er an und presste sich das Tuch, das Risa ihm gegeben hatte, wieder auf die Oberlippe, damit sein Blut nicht weiter auf sein Hemd tropfte.

Risa schüttelte nur grimmig den Kopf und schmierte vorsichtig die eilig angerührte Heilsalbe auf die Schwellungen um die mittlerweile vernähte Wunde an seinem Jochbein und über seinen Lippen. Ihre Wut war immer noch da, konnte nicht verschwinden, solange sie vor Augen hatte, was ihr Volk Jaro angetan hatte.

„Mardis ist vollkommen durchgedreht, weil du keine Angst vor ihm gezeigt hast“, kam Elyas’ amüsierte Stimme aus dem Hintergrund. Der Monandor lehnte an dem einzigen Tisch in Risas Wohnhöhle und grinste vor sich hin. „Wahrscheinlich hatte er gehofft, dass du dich vor ihm heulend am Boden windest.“

„Mir wurde schon Schlimmeres von meinem eigenen Volk angetan“, gab Jaro mit einem Schulterzucken zurück und Risa musste schon wieder den Kopf schütteln.

„Das macht es nicht besser“, knurrte sie.

„Ihnen allen zu sagen, dass sie bald sterben werden, tut das auch nicht“, äußerte Hetha. „Ganz im Gegenteil.“

Risas Kopf flog zu ihr herum. „Sie haben zugelassen, dass Mardis ihn zusammenschlägt, obwohl es gegen unsere Gesetze verstößt! Keiner hat sich geregt, um ihn aufzuhalten. Ich musste dazwischen gehen!“

„Aber du musstest ihnen nicht sagen, was bald passieren wird“, warf Hetha ihr vor. „Das war deine persönliche Rache an der Stammesführung und auch an deinem Volk. Eine Shinadar handelt so nicht, Risa! Ich habe dich anders erzogen.“

„Es war auch nicht die Shinadar, die aus mir sprach, sondern Risa, der Mensch!“, blaffte sie zurück und stellte die Schale mit der Salbe mit solchem Schwung zurück auf den Hocker neben sich, dass ein Teil davon hinausspritzte.

„Ich fand’s gut“, stellte Elyas klar und Gisha, die sich auf einen der beiden Stühle im Raum niedergelassen hatte, verdrehte die Augen.

„Überrascht mich das?“, murmelte sie und der Monandor schnitt ihr eine Grimasse, bevor er sich wieder Risa zuwandte.

„Die Stammesführung lügt uns seit Wochen über die Beben an“, begründete er seine Haltung und strich sich den etwas zu langen Pony aus der Stirn. „Es war mal an der Zeit, dass jemand die Wahrheit hervorbringt, und die ganzen Tagträumer und Führungstreuen ein bisschen wachrüttelt.“

„Sie in Panik zu versetzen, ist aber nicht der richtige Weg“, konterte Hetha.

„Ach was – ein bisschen Panik ist manchmal sogar angebracht“, fegte Elyas den Einwand der Alten ungehemmt beiseite. „Die Stammesführer werden sich da schon wieder rauslügen, und die, die nicht selbst denken können, werden ihnen glauben, und sich ganz schnell beruhigen. Die Welt ist so schön einfach, wenn man sich Entscheidungen von anderen abnehmen lassen kann. Aber die, die ein bisschen Verstand besitzen und überleben wollen, werden Kontakt zu dir suchen, Risa. Dein Ruf ist besser als der deines Vaters, eben weil du nicht lügst und dich bisher immer mit aller Kraft für das Wohl deines Volkes eingesetzt hast. Die Leute werden wissen wollen, was du planst, und wenn sie schlau sind, schließen sie sich uns an.



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